Steinbruch Liban in Krakau – Geschichte, Filmkulisse und Verfall
Im Süden Krakaus, nur wenige Gehminuten vom Krakus-Hügel entfernt, liegt der ehemalige Steinbruch Liban – ein Gelände, das industrielle, historische und filmische Vergangenheit in sich vereint. Auch 2025 ist es kein touristischer Ort, sondern ein weitgehend unbeachteter Lost Place mit ernster Geschichte.
Teil des ehemaligen Lagers Płaszów
Der Steinbruch war während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg Teil des Zwangsarbeitslagers Płaszów, das später in ein Konzentrationslager überging. Die SS nutzte den Bruch zur Ausbeutung von Kalkstein – unter unmenschlichen Bedingungen durch polnische Zwangsarbeiter. Die tatsächlichen Mordzahlen schwanken je nach Quelle zwischen 6.000 und 12.000. Viele weitere Menschen wurden von hier aus nach Auschwitz deportiert. Vom Lager selbst ist im Steinbruch heute nichts mehr erhalten – der Großteil des historischen Lagers befand sich außerhalb.
Hollywood-Drehort mit Spuren
1992/93 wurde im Steinbruch Liban ein Teil von Steven Spielbergs Film Schindlers Liste gedreht. Da das ursprüngliche Gelände von Płaszów teilweise überbaut war, wich das Filmteam auf den Steinbruch aus. Hier entstand unter anderem die symbolische Lagerstraße aus scheinbaren Grabsteinen – eine reine Kulisse, aber noch heute vorhanden. Auch einzelne Zaunpfosten, Reste von Filmfundamenten und einige größere Metallstrukturen sind noch zu finden. Das Gelände wirkt dadurch teils surreal: Es gibt keine echten Überreste des Lagers, aber viele Spuren des Films, die für Laien schwer zu unterscheiden sind.
Entwicklung seit 2019
Seit einem Besuch im Jahr 2019 hat sich das Gelände leicht verändert. Damals war der Steinbruch stark überwuchert und nur über schmale Trampelpfade begehbar. Heute sind viele Wege deutlich breiter getreten, was das Vorankommen erleichtert. Neu hinzugekommen sind mehrere Info-Litfaßsäulen, die auf die Geschichte des Ortes hinweisen. Sie stammen nicht aus dem Film, sondern wurden vermutlich durch die Stadt aufgestellt – ein erstes Anzeichen dafür, dass das Gelände langsam einer inhaltlichen Aufarbeitung unterzogen wird. Dennoch ist der Ort weiterhin abseits der öffentlichen Wahrnehmung, von Tourismus keine Spur.
Zwischen Natur, Jugend und Müll
Auch heute ist der Steinbruch sich selbst überlassen. Die Natur hat weite Teile zurückerobert, stellenweise wird das Gelände von Jugendlichen als Rückzugsort genutzt. Immer wieder findet sich auch illegal abgeladener Müll. 2019 war das Gelände zudem stark von Mücken befallen – bei einem erneuten Besuch 2025 deutlich weniger, wobei hier auch Mückenspray half. Der Ort bleibt insgesamt wild, atmosphärisch und roh – und verlangt nach einem respektvollen Umgang. Zum beitrag von 2019: Steibruch Liban // KZ Plaszow (2019) //wasted-lands//